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12.04.2022

„Nicht aufgeben!“: Kathi Leitner im ausführlichen Interview

Im bayerischen Inntal kennt man die Schauspielerin Kathi Leitner nicht nur aus erfolgreichen Fernsehserien, sondern auch als KAB-Vorsitzende. KAB-Referent Markus Grill hat mit ihr über ihr Engagement, die Zukunft des Ehrenamts und die KAB gesprochen. Eine gekürzte Version dieses Interviews ist in unserer Mitgliederzeitschrift „KAB-Mitteilungsblatt“ erschienen.

Das Interview mit Kathi Leitner bildet den Auftakt zur Reihe „KAB persönlich“. Auf unserem Facebook-Kanal bekommt das Ehrenamt ein Jahr lang jeden Monat ein Gesicht und eine Stimme.

Liebe Kathi, wie bist Du zur KAB gekommen und warum war es genau die KAB bei Dir?

Mein Vater hat 1958 in Neubeuern das Werkvolk, den Vorläufer der heutigen KAB, mit aus der Taufe gehoben. Wir waren also in der Familie schon immer der KAB sehr verbunden. Am Anfang habe ich mich aber nicht selbst bei der KAB engagiert. Das hat sich dann erst später eher durch Zufall ergeben.

Eine ehemalige Vorsitzende hatte mich gebeten, ihre Nachfolgerin zu werden. Zuerst habe ich abgesagt. Bei der nächsten Wahl habe ich dann doch zugesagt. Auch weil ich eine Bibelstelle gelesen hatte, die sinngemäß aussagte, dass man sich nicht verschließen soll und Dinge ruhig auch selbst in die Hand nehmen, um etwas zu bewegen.

Wie sieht Dein Engagement in der KAB aus?

Ich war zwölf Jahre lang KAB-Vorsitzende der Gruppe in Neubeuern, bis vor vier Jahren. Es hat mir selbst sehr viel gebracht und war gut so. Mit 69, bei der Wahl vor vier Jahren, hab´ ich dann aufgehört und bin nun einfaches Mitglied, das ab und zu unterstützt. Zum Beispiel verteile ich die Mitgliederzeitschrift „Impuls“ an die Mitglieder. Auch bei Maiandachten und Terminen bin ich noch dabei und aktiv.

Während meiner Zeit als Vorsitzende waren meine Aufgaben die Jahresplanung, Organisation von Vorträgen, Veranstaltungen, auch von Ausflügen usw. Wir haben kein ganz so strenges Programm gemacht. Ich bewundere da die KAB-Gruppen im Norden Deutschlands. Die sind da oft viel aktiver. In unserer Gegend in Südbayern ist einfach das gesamte Vereinsleben sehr stark vertreten. Und der Tag hat dann halt auch nur 24 Stunden.

Was hat Dich bei der KAB besonders beeindruckt und warum?

Wir sind ein Verein und auch vor Ort eine Gruppe, wo alle da sind, wenn es drauf ankommt. Das Gemeinsame, das Zusammenstehen. Wir haben einmal im Jahr unsere Jahresmesse. Normalerweise beim KAB-Kreuz am Pfarrheim, also im Freien. Das ist immer ein ganz besonderer Gottesdienst, nicht nur für die KABler, sondern für den ganzen Ort und meist mit dem Diözesanpräses als Zelebrant.

Vor Corona  war dann im Anschluss noch gemütliches Beisammensein beim Frühschoppen mit Weißwürsten und der Musikkapelle, die auch die Messe schon musikalische mitgestaltete. Diese Gemeinschaft erleben ist einfach was ganz Besonderes.

Aber auch das, wofür die KAB steht. Der Einsatz für den Mindestlohn oder für den freien Sonntag, der in beiden Fällen nicht endet. Beim Mindestlohn wegen der Inflationsrate und beim Sonntag, weil es immer wieder kommt, dass Interessengruppen ihn beseitigen wollen. Ich höre oft, dass Leute sagen: „Ach ja, die KAB. Da geh ich dann dazu, wenn ich mal älter bin.“ Das ist grundfalsch. Gerade in der heutigen Zeit müssten junge Leute in die KAB eintreten und sich engagieren. Damit sie sich rechtlich vertreten lassen können in prekären und entgrenzten Arbeitsverhältnissen.

Wie ist die Situation im Ortsverein heute?

Wir waren und sind im Kreisverband Rosenheim der größte Ortsverein. Aber es sterben auch viele weg, weil wir eine hohe Altersstruktur haben. Wir haben inzwischen ein Vorstandsteam. Aber da ist dann halt auch immer die Frage der Zuständigkeit.

Welche Rolle spielen für Dich Spiritualität, Werte und Glaube bei Deinem Engagement?

Die Verbindung der KAB aus gelebtem Glauben und Gemeinschaft sind für mich ganz wichtig. Und die Werte und Ziele, für die die KAB steht. Der freie Sonntag, der mir als Ruhepol der Woche sehr viel bedeutet. Da bin ich auch eine totale Verfechterin bei dem Thema. Das ist der Tag für das Miteinander, die Gemeinschaft.

Was könnte andere Menschen dazu motivieren, bei der KAB mitzumachen?

Wir machen nicht grundsätzlich etwas falsch. Es ist mehr so, dass viele Menschen für sich keinen Bedarf mehr sehen, sich zu engagieren. Hier finden die KAB-Gruppen im Norden der Republik offenbar manchmal noch etwas besser den Zugang, ist mein Eindruck.

Welche Veränderungswünsche hast Du an die KAB?

Das ist nicht so einfach. Ihr macht ja schon, was ihr tun könnt. Wir vor Ort auch. Ich glaube manchmal, dass derzeit einfach zu viel gleichzeitig auf die Menschen einströmt von allen Seiten. An Angeboten, Ablenkungen, Problemen. Viele schotten sich dann ab oder fühlen sich überfordert. Früher gab es z.B. das Angebot, dass die KAB die Lohnsteuer gemacht hat. Aber heute würden auch dann viele noch sagen: „Und was hab´ ich sonst noch von der KAB?“ Aber auch unabhängig von konkreten Wünschen nach Vorteilen: Man dringt insgesamt schwerer zu den Menschen durch in unserer Zeit.

Was möchtest Du uns auf den Weg mitgeben?

Nicht aufgeben! Es ändern sich derzeit so viele Dinge so schnell auf unserer Welt. Vielleicht ist da bald wieder die KAB genau die richtige Form von Gemeinschaft. Vielleicht ändert sich gerade – auch durch die aktuellen Ereignisse in Kirche und Politik – wieder das Bewusstsein. Unsere Werte und Vorstellungen werden wieder als wichtig und modern empfunden.

Auch wenn die Verbindung von Beruf und Ehrenamt nicht immer einfach ist: Die zwölf Jahre als KAB-Ortsvorsitzende habe ich als eine unwahrscheinliche Bereicherung empfunden. Wenn man ein Ehrenamt ausübt, dann macht man es gerne.

Was soll unbedingt so bleiben wie es ist?

Dass die KAB eine Gemeinschaft von Menschen ist, die gerne beieinander sind.

Zur Person

Kathi Leitner ist seit 1969 Schauspielerin. Sie war in vielen bekannten TV-Produktionen zu sehen und ist bis heute aktiv. Beispiele sind u.a. „Weißblaue Geschichten“, „Irgendwie und sowieso“, „Komödenstadl“, „Cafe Meineid“, „Der Kaiser von Schexing“, „Grünwald Comedy“, „Die Rosenheim Cops“ usw. Für ihre Rolle im Fernsehfilm „Einmal Leben“ von F.X. Bogner wurde sie 1999 mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet.



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