Zeitungsstapel, Symbolbild. Foto: Waldemar/Unsplash.com
Kita-Leitungen brauchen in Bayern seit dem 01.07.2023 keine pädagogische Ausbildung mehr. Die KAB München und Freising hatte dies öffentlich kritisiert – und einen Nerv getroffen. Das zeigen die Reaktionen von Sozialministerin Ulrike Scharf sowie von Medien und Fachverbänden.
Am 8. August hatte die KAB München und Freising mit einer Pressemitteilung auf die jüngste Änderung der Bayerischen Kinderbildungsverordnung AVBayKiBiG hingewiesen. Diese ist seit dem 1. Juli in Kraft. Bis dahin mussten Leitungen von Kindertagesstätten zwingend pädagogische Fachkräfte sein. Doch in der Neufassung hatte Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) den entsprechenden Passus gestrichen.
„Jede nicht ausreichend qualifizierte Kraft, insbesondere in Leitungsfunktionen, gefährdet den Bildungsauftrag an unseren Kindern! Deshalb muss die pädagogische Ausbildung umgehend wieder zur Voraussetzung für Kita-Leitungen werden. Das CSU-geführte Sozialministerium ist hier in der Verantwortung. Es muss die Kinderbildungsverordnung erneut ändern.“ So lautete die Kritik von Sibylle Schuster, Geschäftsführerin sowie Leiterin der Fach-Arbeitsgruppe Kindertagesstätten der KAB München und Freising.
Noch am gleichen Tag konfrontierte die Nachrichtenagentur dpa das Sozialministerium mit der Kritik der KAB. Sozialministerin Ulrike Scharf antwortete ebenfalls mit einer Pressemitteilung. „Die Qualität in den bayerischen Kindertageseinrichtungen ist für mich nicht verhandelbar und wird durch die Neuregelung in keiner Weise geschmälert. Die Kinder und mehr Zeit für sie stehen immer im Mittelpunkt“, heißt es darin unter anderem.
Das wollte der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband BLLV so nicht stehen lassen. „Entprofessionalisierung ist nicht die Lösung des Fachkräftemangels!“, so das Statement vom 9. August. „Die Änderung der AVBayKiBiG entwertet nicht nur die Rolle der Kita-Leitungen, sondern sendet erneut genau das falsche Signal in einer sowieso belasteten Personal-Situation“, erklärte Sarah Heße, Leiterin der Fachgruppe Sozial- und Erziehungsdienst. Und Präsidentin Simone Fleischmann stellte klar: „Der BLLV wird nicht einfach akzeptieren, dass mit einer solch grundlegenden Entscheidung ganz nebenbei die Bildungsqualität weggewischt wird.“
In einem Beitrag auf Facebook dankte der Verband Kita-Fachkräfte Bayern der KAB für die „klaren Worte“. Gleichzeitig verwies er auf ein eigenes Statement vom 4. August. Die Änderung der Kinderbildungsverordnung durch die Staatsregierung sei „ein grober Einschnitt bei den etablierten Qualitätsstandards“, heißt es darin. Der Verband befürchte „große Einbußen bei der pädagogischen Arbeit, sowie einen Anschub der ohnehin beachtlichen Fluktuationsrate im Kita-Bereich.“
Die KAB München und Freising hat als Entgegnung auf das Statement der Ministerin am 10. August nochmals eine Pressemitteilung veröffentlicht und wird das Thema weiterverfolgen. Unter anderem wird die KAB nun das direkte Gespräch mit Sozialministerin Ulrike Scharf suchen.
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